Wärst Du bereit 79 Tage ohne Bezahlung zu arbeiten? Wohl kaum. Statistisch gesehen macht das aber jeder zweite Mensch in Deutschland, nämlich jede Frau. Darauf macht der Equal-Pay-Day aufmerksam. Der findet in Deutschland dieses Jahr am 19. März statt und markiert symbolisch den geschlechtsspezifischen Unterschied in der Bezahlung von Frauen und Männern. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Was ist meine Arbeit wert?“ und rückt zukunftsorientierte Branchen wie die der Betreuung und Pflege – die vergleichsweise schlecht bezahlt werden – in den Mittelpunkt. Wir Jusos machen mit einem Infostand in der Neusser Innenstadt mit.
Laut Statistischem Bundesamt liegt der Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen bei 21,6 Prozent. Warum der 19. März? Ganz einfach: Frauen müssen fast drei Monate länger arbeiten, um auf das Jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. Der Equal Pay Day markiert diesen Tag.
Diese Entwicklung hängt mit vielen verschiedenen Ursachen zusammen. Aus mehreren Studien lassen sich aber etwa drei Punkte hervorheben:
- Frauen fehlen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter.
- Frauen unterbrechen oder reduzieren als Teilzeitkraft ihre berufliche Tätigkeit familienbedingt häufiger als Männer. Meist ist es schwer diese Pausen zu überbrücken oder den Wiedereinstieg zu schaffen – und wenn, dann oft nur mit Einbußen in der Einkommensentwicklung im Lebenslauf.
- Individuelle und kollektive Lohnverhandlungen haben nicht dazu geführt, die traditionell geringere Bezahlung in typischen „Frauenberufen“ zu beseitigen, zum Beispiel im Bereich der Kinderbetreuung oder Altenpflege.
Doch selbst wenn man diese erklärbaren Faktoren abzieht, bleibt ein Unterschied. Experten nenen ihn: Bereinigten Gender Pay Gap. Danach verdienen Frauen bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit pro Stunde durchschnittlich 7 Prozent weniger als Männer. Gleichzeitig führen diese Verhältnisse zu einer negativen Spirale: Wer schlechtere Erwerbsaussichten hat, hat weniger Anreiz zur Erwerbstätigkeit. Längere Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit, führen zu mehr Entgeltungleichheit. So werden traditionelle Rollenverteilungen gestärkt. Frauen, die durch Schicksalschläge, wie Scheidung, den Tod des Partners oder ähnliches, zur Familienernährerin werden, können ihre Familie dann nur mit dem niedrigeren „Frauengehalt“ versorgen und haben ein höheres Armutsrisiko. Vor allem im Alter: Renten von Frauen und Männern unterscheiden sich noch deutlicher als die Löhne: Im Jahr 2007 lag die Lücke bei 59,6 Prozent.
Mit unserem Info-Stand am 19.März ab 10 Uhr vor der Bäckerei Busch in der Neusser Innnenstadt machen wir auf diese Probleme aufmerksam und freuen uns, Eure Meinung dazu zu hören.
Anschaulich in Bild und Ton haben es die Satiriker der „Anstalt“ zusammengefasst:
https://www.youtube.com/watch?v=34WwERH07hw
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