Über 120.000 Neusser waren gestern aufgerufen, den Stadtrat zu wählen. Da dabei sogar schon 16-Jährige wählen dürfen, ist diese Wahl für Jugendorganisationen natürlich besonders spannend. Zumal Sieben der 29 SPD-Kandidatinnen und Kandidaten unter 35 Jahre alte sind. Deshalb hier unsere Wahl-Analyse für euch.

Gesamtergebnis

Für die Neusser CDU gab es gestern bei der Kommunalwahl das schlechteste Ergebnis seit 1945. Die Christdemokraten bleiben sogar unter der Marke von 40 Prozent. Damit ist die CDU der klare Verlierer dieser Wahl. Sowohl Grüne (-0,60%) als auch FDP (-2,77%) haben ebenfalls Stimmen verloren. Insofern ist der Zugewinn der Neusser SPD in Höhe von 1,58 Prozent ein Erfolg, auch wenn wir uns vielleicht noch mehr erhofft hätten.

Gesamtergebnis Gewinne,Verluste

 

 

 

 

Sitzverteilung

Im Stadtrat muss demnächst wohl angebaut werden. Er wird nämlich von 58 auf 68 Sitze aufgestockt. Der Grund dafür ist leicht zu erklären: Die CDU hat trotz ihres Rekord-Verlustes noch 27 Wahlkreise direkt gewonnen. Eigentlich hat der Neusser Stadtrat insgesamt 58 Sitzen. Würde die CDU aber 27 der 58 Sitze bekommen, hätte sie im Rat bei Abstimmungen 46 Prozent. Der Wähler hat ihr aber insgesamt in Neuss nur 39,76 Prozent der Stimmen gegeben. Um dieses Missverhältnis auszugleichen bekommen andere Parteien zusätzliche Sitze im Stadtrat. Berechnet wird das alles übrigens nach dem Saint-Laguë-Verfahren (Hinweis für Statistik-Fans). Das Ergebnis sieht dann so aus:

Sitzverteilung

 

Die CDU hat also so viele Sitze wie nach der Wahl 2009. Die SPD hat drei Stadtverordnete mehr. Die Grünen haben wieder 7 Sitze, die FDP hat einen Sitz verloren. AfD und Linke kommen jeweils auf 3 Sitze, können also eine Fraktion gründen. Das bleibt Piraten, BIG und UWG verwehrt. Die Zentrumspartei sitzt übrigens nicht mehr im Stadtrat.

Wahlbeteiligung

Während in vielen Ländern der Welt gerade Menschen für freie Wahlen protestieren und deshalb vielleicht sogar im Gefängnis sitzen, ist die Wahlbeteiligung in Neuss auf ein neues Rekord-Tief gesunken. Gerade einmal 54.805 der 120.354 Wahlberechtigten fanden gestern den Weg ins Wahllokal. Das sind beschämende 45,54 Prozent. Schon 2009 (47,8%), 2004 (49,7%) und 1999 (51%) war die Wahlbeteiligung sehr gering.

Wahlbeteiligung

 

 

 

 

 

 

Auffällig und für uns besonders schade: Gerade die Unter-18-Jährigen sind nicht zur Wahl gegangen. Woran kann man das sehen? Ganz einfach: Bei der Europawahl darf man erst ab 18 Jahren wählen. Deshalb sind dabei rund 10.000 Menschen weniger wahlberechtigt. Trotzdem war die Zahl der Wähler nur um 1.400 Wähler geringer als bei der Kommunalwahl, wo man ja ab 16 Jahren wählen darf. Das heißt: Von den rund 10.000 16- bis Unter-18-Jährigen sind nur 1.400 zur Wahl gegangen. Das sind 14 Prozent. Von den Jugendlichen haben also 86 Prozent ihr Wahlrecht nicht genutzt. Das ist sehr sehr schade! Zumal gerade die politischen Jugendorganisationen in Neuss sich nicht nur einmal parteiübergreifend zusammengeschlossen haben, um Interessen der Jugend durchzusetzen. Das hätte aus unserer Sicht durchaus eine stärkere Würdigung der Wähler verdient gehabt.

Die Juso-Wahlkreise:

Kommen wir aber zu den für uns wirklich erfreulichen Nachrichten: Wir sind die deutlich stärkste Politische Jugendorganisation im Neusser Stadtrat. In der neuen SPD-Ratsfraktion sind seit gestern sechs von 19 Stadtverordneten jünger als 35 Jahre. Unsere sechs Jusos im Stadtrat sind Michael Ziege, Sarah Bührt, Sascha Karbowiak, Marc Vanderfuhr, Heinrich Thiel und Hakan Temel. Zum Vergleich: Von den 27 CDU-Stadtverordneten ist nur einer jünger als 35 Jahre. Besonders stolz sind wir darauf, dass Heinrich Thiel und Hakan Temel als einzige SPD-Kandidaten ihren Wahlkreis direkt gewinnen konnten. Überhaupt haben alle Juso-Kandidaten mehr Stimmen dazugewonnen als der Neusser SPD-Durchschnitt. Im Detail sieht das dann so aus:

Stadionviertel: Sascha Karbowaik

Wie nah Glück und Pech manchmal beieinander liegen, bewies gestern unser Planungsexperte Sascha Karbowiak. Am Vormittag verletzte er sich beim Fußball – Verdacht auf Kreuzbandriss – am Abend kratzte er an der Sensation. Im sehr konservativen Wahlkreis Stadionviertel (2009 hatte die CDU hier doppelt so viele Wähler wie die SPD und 20% Porzent Vorsprung) konnte unser Sascha 12 Prozent auf seinen durchaus prominenten CDU-Gegenkandidaten Dieter Welsink aufholen. Ein Erfolg, den er sich redlich verdient hat. Stolze 19 Bürgerbriefe, etliche Hausbesuche, Informationsveranstatlungen und Anträge hat er in den vergangenen drei Jahren geleistet, konnte sogar aus der Opposition heraus Verbesserungen für seinen Wahlkreis erreichen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Ergebnis StadionviertelUnd auch wenn es zum Direktmandat dann doch nicht gereicht hat: Sascha ist natürlich über die Liste der SPD in den Stadtrat eingezogen.

Innenstadt/Hammfeld: Michael Ziege

Die Prominenteste Gegenkandidatur hatte wohl Michael Ziege im Wahlkreis Innenstadt/Hammfeld. Gegen niemand geringeres als die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann musste Michael ran und hat sie an den Rande der Blamage gebracht. Nur vier Prozentpunkte war der Unterschied am Ende groß. Michael konnte nochmal 3,53 Prozent dazu gewinnen, während Koenemann weitere 6,60 Prozent verlor. Auch Michael hat schon lange in seinem Wahlkreis gearbeitet und aus der Opposition heraus Verbesserungen erreicht.

Ergebnis Innenstadt-HammfeldBarbaraviertel/Bolssiedlung: Hakan Temel

Der einzige Juso-Kandidat, der Verluste hinnehmen musste, war Hakan Temel. Er gewann seinen Wahlkreis dennoch direkt. Hakan musste auch in große Fußstapfen treten. Vor fünf Jahren hatte hier der Neusser DGB-Vorsitzende Hubert Esser triumphiert. Seine 41,13 Prozent von 2009 waren diesmal natürlich unerreichbar. Dennoch hat Hakan ein tolles Ergebnis erzielt!

Ergebnis Barbaraviertel-Bolssiedlung

 

Neusserfurth: Heinrich Thiel

Ebenfalls direkt gewinnen konnte seinen Wahlkreis Heinrich Thiel. Vor fünf Jahren hatte die CDU dort noch 40 Stimmen vor der SPD gelegen. Nun konnte Heinrich die Wählerinnen und Wähler mit einem aktiven Wahlkampf überzeugen und mit 2,83 Prozentpunkten deutlich stärker zulegen als die Neusser SPD – während sein Gegenkandidat 11,83 Prozentpunkte einbüßte. Ein verdienter Erfolg.

Ergebnis Neusserfurth

 

Kaarster Brücke: Sarah Bührt

Auch unsere Kandidaten Sarah Bührt schnitt überdurchschnittlich gut ab. Auch wenn am Ende immer noch 12 Prozentpunkte zwischen Sarah und ihrem Gegenkandidaten lag, konnte sie doch deutlich aufholen und 5 Prozent zulegen.

Ergebnis Kaarster Brücke

 

 

 

 

Pomona: Marc Vanderfuhr

Auch Marc Vanderfuhr konnte deutlich zulegen. Am Ende trennten ihn 10 Prozentpunkte. Trotzdem hat er stark aufgeholt, was auch auf seinen sehr engagierten und innovativen Wahlkampf und sein jahrelanges Engagement bei den Falken zurückzuführen ist.

Ergebnis PomonaFazit

Fünf der sechs erfolgreichen Juso-Kandidaten haben deutlicher stärker zugelegt, als die Neusser SPD zusammen. Für Hakan Temel war das aufgrund zu großer Fußstapfen unmöglich. Er hat dennoch seinen Wahlkreis gewonnen. Insgesamt zeigt das: Das Engagement junger Politiker wird von den Wählern belohnt. Für uns ist das jetzt die Verpflichtung, weiterhin fleißig zu bleiben. Die nächsten Anträge, Bürgerbriefe, Hausbesuche, Infostände und Gespräche mit vielen Wählern sind quasi schon in Vorbereitung. Gestern haben wir gefeiert, heute analysiert und ab morgen wird wieder gearbeitet. In diesem Sinne:

Glück auf!

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